Abtreibung: Ein Thema, das Frauen betrifft und von Patriarchen missbraucht wird

Photo by Pixabay on Pexels.com

Zugegeben, ich war noch nie schwanger gewesen, hatte keine Erfahrung mit der Abtreibung, oder war mit der Frage konfrontiert gewesen, ob ich die Abtreibung durchziehen sollte oder nicht. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich als außenstehende Person über dieses Thema schreiben soll, mache es aber trotzdem, weil die Abtreibung alle Frauen betrifft, egal mit oder ohne Erfahrung.

Die Abtreibung spaltet seit Ewigkeiten die Gesellschaft. Die religiös-konservativen Menschen sehen die Abtreibung als Mord, weil ein Lebewesen aus der Uterus entfernt wird und gilt als Sünde, wenn eine Frau sich entscheidet, das Kind nicht mehr auszutragen. Besonders streng religiöse Christen mischen sich bei der Abtreibungsdebatte ein und Meldungen häufen sich, wie sie Abtreibungskliniken aus den vereinigten Staaten angreifen oder vor deren Türen stehen und protestieren.

Dabei haben gerade diese Abtreibungsgegner die Bibel wahrscheinlich nicht richtig gelesen. Abgesehen von dem sechsten Gebot („Du darfst nicht töten“) gibt es in dem Buch der Bücher keine konkrete Hinweise zur Abtreibungen. Dennoch gibt es interessante Psalme, die zu diesem Thema passen. Die Bibel stellt den Fötus nicht mit einer lebenden Person gleich, weiles noch nicht auf die Welt gekommen ist. Im 2. Mose 21,22 steht: “ Wenn Männer miteinander streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, so dass ihr die Frucht abgeht, […] so soll man ihn um Geld strafen.“

Auch Jesus hatte sich mit keinem Wort zur Abtreibung geäußert. Stattdessen strafte er jene Menschen, die andere, die schwerer zu tragen haben, verurteilten (LK 11,46): „Denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr selbst rührt sie nicht mit einem Finger an.“ Dies ist eigentlich ein Affront gegen die Abtreibungsgegner. Außerdem bestärkt die Bibel die Entscheidungsfreiheit der Menschen (1. Mose 3,22): „Der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.“ Also, wenn jemand sagt, dass die Bibel gegen die Abtreibung wäre und das ungeborene Kind mit dem lebenden Menschen vergleiche, soll sich nochmal die Zeit nehmen, dieses Buch zu lesen, bevor er es als Argument missbraucht.

Nun lassen wir mal die Religion und den Bibel in Ruhe und schauen uns ein Gesetz an, das die Abtreibungen entweder endgültig verbietet oder unter bestimmten Bedingungen einschränkt. Während bei manchen Ländern verboten ist, die Abtreibungen zu praktizieren oder durchzuziehen, hat Deutschland den berühmten Paragraph 218. Einst ein Gesetz, das in den Zeiten des Deutschen Kaiserreiches verabschiedet wurde, um Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten, wurde sie in den 1970er Jahren umgeändert. Der Paragraph 218 stellt Bedingungen vor, wie, wann und unter welche Begründungen die Abtreibung durchgeführt werden soll. Abtreibungen, die außerhalb dieses Gesetzes durchgeführt werden, gilt als strafbar. Um möglichst legal wie möglich abzutreiben, muss die schwangere Person sich mit langwierigen Prozessen konfrontieren:

Bevor sie abtreiben darf, muss sie zuerst zu einer staatlich anerkannten Beratungsstelle gehen und sich beraten lassen, sowie deren Fragen beantworten. Während dieser Zeitpunkt darf die 12. Schwangerschaftswoche nicht überschritten werden. Außerdem muss die Abtreibung durch einen Arzt oder einer Ärztin durchgeführt werden. Wenn die schwangere Person selber den Schwangerschaftsabbruch vornimmt, muss sie mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe gemäß Strafrecht sanktioniert werden.

Wenn man genau hinschaut, steht die schwangere Person im Mittelpunkt und wird „beraten“, kritisiert, verhöhnt und man erwartet von ihr an das Gesetz zu halten und ihre Entscheidung zu überdenken, ob sie abtreiben soll oder nicht…..ja und was ist mit den Männern?

Nicht jede Frau hat das Glück die Mutter Maria zu sein, die durch ein göttliches Wunder ein Kind empfangen hat. Ohne die Herrschaften, wären wir Frauen nicht schwanger und würden keine Kinder auf die Welt setzen. Die Männer spielen auch bei Abtreibungen wichtige Rollen, nur hat man denen keine Rollen gegeben. Wenn die Frau sich dafür entscheidet abzutreiben, hängt es meistens daran, dass der Mann, der für die Schwangerschaft verantwortlich ist, keine Verantwortung übernehmen will. Für diese Männer ist es leicht diese Verantwortung an andere Personen zu überreichen, und meistens sind es letztendlich die Frauen, die sie geschwängert haben, weil sie entweder sich zu fein waren, Verhütungsmittel anzuwenden oder aus anderen diversen Gründen. Bei den Teenager-Schwangerschaften sehen wir das Problem mit der männlichen Verantwortung. Selbst ein Kind und plötzlich Vater, lässt er die von ihm geschwängerte Person im Stich und will mit der ganzen Situation nichts zu tun haben, als ob diese Reaktion die ganzen Probleme aus der Welt schaffen kann.

Deshalb ist die Verhütung so wichtig, wirklich wichtig, und da nutzen die Ausreden wie „Ich kann keine Kondome vertragen“ oder „Ich kann durch Kondome nicht kommen“ so gut wie gar nicht! Wer solche billige Ausrede anwendet, um die Frau zu überzeugen, ohne Verhütungsmittel Sex mit ihm zu haben, sorry, dann soll er bitteschön kastriert werden. Diese Typen sind wirklich keine Husband-Materials, sondern immer noch kindisch geblieben Riesen mit Behaarungen und neigen zum verantwortungslosen Verhalten.

Anstatt die schwangere Frau zu bestrafen, sollen die Männer bestraft werden und die ganzen Kosten der Abtreibungen übernehmen, denn sie haben die Frauen in Schwierigkeiten gebracht. Deshalb ist es wichtig, dass die Gesetze wie der Paragraph 218 umgeändert oder komplett abgeschafft werden muss. Religiöse Kritiker sollen sich um ihren eigenen Kram scheren und ihre Religion besser kennenlernen. Wenn sie gegen die Abtreibungen sind, warum nehmen sie nicht die Verantwortung für die unerwünschten Kinder? Außerdem soll weder der Staat, noch irgendeine Institution das Recht haben, Gesetze zu bestimmen, die das Leben der Frauen beeinträchtigen und da gehört dieser Paragraph 218 dazu!

links zum Bibel und Gesetz: http://www.bibelkritik.ch

http://www.anwalt.org

Veröffentlicht von

saraseveli

Make-Up Artist, angehende Historikerin, Aktivistin, Feministin, Sozialistin mit Migrationshintergrund, Curvy Fashionista - Habe viele Bezeichnungen sammeln können :-) Im bürgerlich stink-normalem Leben heiße ich Sara und sehe es als mein Schicksal an Bremerin sein zu müssen!

Hinterlasse einen Kommentar